Umbau der Energieversorgung in drei Jahrzehnten

Niedersachsens Energie- und Umweltminister Stefan Wenzel hat eine Vision: den Umbau der weltweiten Energieversorgung auf erneuerbare Energien innerhalb von nur drei Jahrzehnten.

Niedersachsens Energie- und Umweltminister Stefan Wenzel bei der Jahreshauptversammlung der TU Clausthal
Niedersachsens Energie- und Umweltminister Stefan Wenzel hielt in der Aula das Hauptreferat auf der Jahresversammlung der TU Clausthal, die von der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften organisiert worden war. Foto: Ernst

Mit diesem Ausblick beendete er seine Rede über „Die Energiewende aus politischer Sicht” vor 200 Gästen auf der Jahresversammlung der TU Clausthal. Das Thema der Veranstaltung hieß „Energiewende: Chancen und Herausforderungen aus Sicht der TU”.

 

Anhand der Vision wollte Wenzel zweierlei deutlich machen: Erstens gibt es zur Energiewende keine Alternative, zweitens sei bei der Umsetzung keine Zeit zu verlieren. Denn würden die bisherigen Emissionen ungebremst bis 2100 anhalten, wird die globale Temperatur nach den Worten des Ministers um bis zu 5,4 Grad ansteigen. Dies wiederum hätte Extremwetterlagen, eine Erhöhung des Meeresspiegels, Dürre, Waldbrände und Artensterben zur Folge. „Ziel der Landesregierung ist es deshalb, auf 100 Prozent erneuerbare Energiequellen zu kommen”, so Wenzel. Der Grünenpolitiker sprach sich für den Ausbau von Windenergie, Energiespeichern, etwa Pumpspeicherwerke, und Stromnetze („wo es nötig ist”) aus. Außerdem plädierte er für eine Verschärfung der Klimaziele. Daneben rückte der Minister die Chancen der Energiewende in den Blickpunkt, etwa die Verringerung der Importkosten für Kohle, Öl und Gas, neue Arbeitsplätze, Wertschöpfung, Exportprodukte und nachhaltiges Wachstum.

Verdoppelung der Kosten für Industriestrom

Seitens der Industrie wird die aktuelle Energiepolitik erwartungsgemäß skeptischer betrachtet. Die Energiewende habe seit 2002 zu einer Verdoppelung der Kosten für Industriestrom geführt, gab Dr. Michael Reiß, Technischer Direktor bei der H.C.Starck Gruppe, in seinem Vortrag zu bedenken. Das Preiseniveau hierzulande liege deutlich über dem EU-Durchschnitt. Da diese Kosten für die energieintensive Industrie ein wichtiger Wettbewerbs- und Standortfaktor sind, wanderten Teile dieser Industrien ab, warnte Reiß. Andererseits habe H.C.Strack, ein Unternehmen der chemischen und metallurgischen Industrie, in den vergangenen Jahren Wege gefunden, den Energieverbrauch um 30 Prozent zu reduzieren. Insbesondere ein Energiemanagementsystem und neue Produktionsprozesse hätten dies ermöglicht. Wenn die Industrie in der Harzregion konsequent auf Umwelt-, Energie- und Ressourceneffizienz setze, sehe er gute Chancen für die Unternehmen. Dies betonte auch Minister Wenzel: „Clausthal und Umgebung war einst das erste Industriegebiet Deutschlands und schon immer eine innovative Region mit großer Gestaltungskraft.” Diesen Gesichtspunkt hatte Universitätspräsident Professor Thomas Hanschke bereits in seiner Begrüßung herausgestellt. „Energie zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge, am richtigen Ort vorzuhalten: Dieser Herausforderung haben sich die Menschen in der Harz-Region schon vor Jahrhunderten erfolgreich gestellt”, sagte er und verwies auf das Oberharzer Wasserregal. Dieses Meisterwerk früher Ingenieurkunst, heute ein Weltkulturerbe, diente dem Bergbau als Energieversorgungssystem. Insofern sei die TU prädestiniert für Energieforschung.

TU-Wissenschaftler stellen ihre Energieforschung vor

Im zweiten Teil der kurzweiligen Jahresversammlung, die dieses Mal von der Fakultät für Energie- und Wirtschaftswissenschaften organisiert worden war, stellten sechs TU-Wissenschaftler ihre aktuelle Forschung zum Thema Energie vor. Inhaltlich ging es um Energieeffizienz, Speicher und Netze, Rohstoffsicherung, Elektromobilität und die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende. Das Fazit der Veranstaltung zog Professor Norbert Meyer, Prodekan der ausrichtenden Fakultät: „Einen hier geäußerten Gedanken aufnehmend, muss man feststellen: Die Energiewende im Kopf der Politiker ist nicht gleichzusetzen mit deren technischer Realisierung. Alles braucht seine Zeit.” Auf jeden Fall sei die Energiewende eine große Chance für die Wirtschaft und Wissenschaft in der Region. „Die TU ist bereit”, so Meyer, „diese Herausforderung in Zusammenarbeit mit den Unternehmen anzunehmen.”

Quelle: Pressemitteilung der TU Clausthal

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